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Flottenelektrifizierung: Bedarfsanalyse von Elektrofahrzeugen

Geschrieben von M. Hofmann | Dienstag, 3.1.2023

Die Verkehrswende ist in vollem Gang und trifft auch bei Unternehmen zunehmend auf Begeisterung. Verständlich: Elektrifizierung erleichtert die Verwirklichung eigener CO2-Ziele und hilft bei der Positionierung als umweltfreundliches Unternehmen. Der steigende Bedarf und die Wichtigkeit der Elektromobilität wurde erkannt, daher sind E-Autos als Flottenfahrzeuge und Firmenwagen keine Seltenheit mehr. Zu den größten Herausforderungen für Unternehmen beim Umstieg auf E-Mobilität ist die Planung bedarfsgerechter Ladelösungen. Wir geben einen Einblick.

Welchen Ladebedarf hat meine E-Flotte?

Jedes Unternehmen mit Elektrofuhrpark hat einen individuellen Ladebedarf. Warum? Häufig besteht der Fuhrpark aus vielen verschiedenen Fahrzeugkategorien, die einen unterschiedlichen Ladebedarf haben. Manche Fahrzeuge sollen aus zeitlichen Gründen an Schnellladestationen geladen werden, andere wiederum können bequem über Nacht aufladen. Jedes Unternehmen bedarf individueller Ladelösungen: Je nachdem, ob es sich beim Laden um Pool-Fahrzeuge, Dienstwagen oder private Stromer der Mitarbeiter handelt.

Um den Ladebedarf Ihrer elektrischen Flotte zu bestimmen, hilft eine Analyse der Nutzungsprofile der einzelnen Fahrzeuge. Beantworten Sie dafür die folgenden Fragen:

  • Wie viele und welche Fahrzeuge müssen zukünftig laden?
  • Wie häufig und zu welchen Zeiten werden Ihre Fahrzeuge eingesetzt?
  • Wann sind die typischsten Standzeiten?
  • Gibt es zukünftig Elektrofahrzeuge mit einem größeren Ladebedarf wie z. B. Transporter?
  • Dürfen auch Mitarbeiter und Gäste ihre privaten E-Autos aufladen?

Von diesen Faktoren hängt es grundsätzlich ab, wie viel Ladebedarf Ihr Unternehmen hat und welche Form der Ladeinfrastruktur am meisten Sinn macht. Kommen Sie zukünftig vielleicht mit der langsamen Ladeleistung einer AC-Ladestation von 11 bzw. 22 kW aus oder benötigen Sie effiziente Schnellladestationen mit 150 kW Leistung?

Durch welche Ladelösungen Unternehmen ihren Ladebedarf decken

Am besten laden Sie Ihre Elektrofahrzeuge dort, wo sie eh stehen. Je nach Größe, Funktion und Ladebedarf des Fuhrparks ergeben sich daraus zwei Szenarien, die Ladelösungen für Unternehmen darstellen:

  • Die E-Fahrzeuge werden an öffentlichen Ladepunkten unterwegs oder zu Hause aufgeladen.

In einigen Fällen nutzen Mitarbeiter Dienstautos über den Weg zur Arbeit hinaus auch privat. Dann kann der Stromer idealerweise beim jeweiligen Nutzer über Nacht zu Hause geladen werden. Das geht aber nur, wenn ein entsprechender Stellplatz mit Wallbox vorhanden ist oder errichtet werden kann. Dafür kaufen Unternehmen eine Wallbox und schenken sie den Mitarbeitern oder stellen sie als Leihgabe zur Verfügung. Wird das Fahrzeug dann an der Wallbox zu Hause geladen, werden die entstandenen Kosten erstattet. Entweder wird hierfür eine monatliche Pauschale gutgeschrieben oder die Ladedaten werden direkt an den Fuhrpark übermittelt und kWh-genau beglichen. Alternativ muss der Wagen am nächsten öffentlichen Ladepunkt geladen werden. In diesem Fall wird eine sogenannte Tankkarte bzw. Ladekarte bereitgestellt. In vielen Betrieben war dies bereits vor der Verkehrswende ein gängiges Verfahren und kann auch zukünftig wie gewohnt abgerechnet werden. Wer sich für diese Lösung entscheidet, sollte jedoch zuerst den aktuellen Stand der Ladeinfrastruktur im näheren Umkreis prüfen.

  • Elektrische Flottenfahrzeuge haben feste Standzeiten auf dem Betriebsgelände und werden entsprechend vor Ort geladen.

Der größte Ladepunkt Ihrer Flotte befindet sich in der Regel auf dem Parkplatz oder in der Garage am Firmenstandort. Hier ist das Laden nicht nur bequem, sondern auch günstiger für das Unternehmen. Neben Pool-Fahrzeugen und Dienstwagen können hier zusätzlich private Elektrofahrzeuge von Gästen oder Mitarbeitern bequem während des Aufenthaltes geladen werden. Für das Laden an Firmenstandorten werden meist AC-Wallboxen mit 11 – 22 kW installiert. Diese eignen sich für moderates Laden während der Arbeitszeit oder über Nacht. Wer einen höheren Bedarf an Ladeleistung hat, braucht zusätzliche DC-Schnellladestationen ab 50 kW Leistung und mehr.

Am meisten Sinn macht es ohnehin, wenn vorhandene Standzeiten auf dem Betriebshof optimal zum Aufladen genutzt werden. Die genaue Analyse des Ladebedarfs ist hier besonders hilfreich. So kann ein intelligentes Lastmanagement eingeführt werden und in den meisten Fällen einen komplizierten Netzausbau vermeiden. Es stellt zusätzlich sicher, dass Ihre Fahrzeuge rechtzeitig geladen und bereit für den Einsatz sind.

Netzgebundenes Laden stellt für viele Unternehmen einen Kraftakt dar

Erst wenn der Ladebedarf bekannt ist und gedeckt werden kann, macht eine Elektrifizierung Sinn. Nicht alle Fuhrparks können sofort ans Netz angeschlossen werden. Bauliche Veränderungen am Firmenstandort, die mit der Installation eigener Ladepunkte verbunden sind, kosten viel Zeit und Geld. Es muss beispielsweise geprüft werden, ob die Stromleitungen vor Ort für das Laden ausreichen und wo optimale Standorte der Ladestationen sind. Auch bauliche Gegebenheiten können zum Ausschlusskriterium für die Installation einer Ladesäule werden.

Sie wollen die Wartezeiten bis zur Errichtung der Ladeinfrastruktur  Ihres Unternehmens überbrücken oder sogar ganz auf den Netzausbau und damit verbundene Aufwände und Kosten verzichten? In diesem Fall sind stromnetzunabhängige Schnellladestationen die Lösung. Durch die autarke Funktionsweise sind sie mobil und werden ohne Bauaufwand auf Ihrem Firmengelände aufgestellt. Zudem können sie bei steigendem Bedarf einfach erweitert und auch im Falle eines Umzugs am neuen Standort problemlos aufgestellt werden.

Ladebedarf unterm Strich

Der individuelle Ladebedarf Ihres Unternehmens lässt sich mit einfachen Fragen analysieren. Um den Ladebedarf zu decken, bleiben verschiedene Möglichkeiten. Je nach Situation macht der Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur oder das Nutzen bestehender Ladelösungen für Elektroautos Sinn. Ohne die Auswertung von Nutzungsprofilen kann die Elektrifizierung komplizierter werden als nötig.