Das Thema Laden ist bei der Anschaffung bzw. dem Umstieg auf ein E-Fahrzeug besonders wichtig. Wer eine sichere Lademöglichkeit zu Hause oder am Arbeitsplatz hat, dem fällt der Umstieg leicht. Alle anderen müssen sich öffentliche Ladepunkte teilen, von denen nur ein Bruchteil Schnellladen erlaubt. Wie bereit ist unsere Ladeinfrastruktur für die Verkehrswende?
Im Jahr 2020 gab es laut Kraftfahrt-Bundesamt mit nahezu 200.000 neuzugelassenen E-Fahrzeugen auf deutschen Straßen einen regelrechten Boom in der Branche. Das Jahr 2021 setzte mit 350.000 Neuzulassungen rein batteriebetriebener Fahrzeuge gleich noch einen drauf. Aktuell gibt es laut Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur aber nur knapp 35.000 öffentliche Ladeeinrichtungen in der Republik. Das macht rund 68.000 Ladepunkte, von denen lediglich 16 % schnelles Laden ermöglichen. Anders gesagt: 10 Elektrofahrzeuge müssen sich einen Ladepunkt teilen – Tendenz steigend.
Kein Wunder also, dass 90 % aller Ladegänge zu Hause stattfinden und ein Großteil der verbauten Ladeinfrastruktur ausschließlich privat genutzt wird. E-Mobilisten in Städten, die keine eigene Garage besitzen und in einer Mietwohnung leben, haben de facto nicht ausreichend Möglichkeiten zum Laden. In Ballungsräumen sind sogenannte „Laternenparker“ Teil des Stadtbildes geworden. Sowohl Ausbau als auch Entwicklung der Ladeinfrastruktur in Deutschland kann – gerade im urbanen Raum – einen besonderen Anreiz zum Umstieg auf Elektro schaffen.
Die Zahl der E-Autos auf den Straßen wird auch zukünftig rasant zunehmen. Schätzungen einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zufolge sind 2025 ca. 2 bis 5 Mio. neue E-Fahrzeuge in Deutschland unterwegs. Ziel für 2030 sollen sogar fast 15 Mio. sein. Um diesem Ladeaufkommen gerecht werden zu können, hat die Studie deshalb über verschiedene Szenarien Folgendes ermittelt:
Laut Studie steht der genaue Bedarf in Abhängigkeit zur verfügbaren privaten Ladeinfrastruktur. Ladepunkte im Umkreis von Wohnsitz und Arbeitsplatz sind besonders wichtig. Das sogenannte Destination Charging, also das Laden überall dort, wo das Elektrofahrzeug ohnehin steht, also zum Beispiel beim Einkaufen oder im Hotel, wird auch weiterhin in den Fokus rücken. Zusätzliche Ladestationen am Arbeitsplatz sind eine ideale Möglichkeit, ausreichend Ladeinfrastruktur für alle E-Fahrzeuge sicherzustellen. Sie senken beispielsweise den Bedarf an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur. So könnten Mitarbeiter am Arbeitsplatz laden und müssten sich zu Hause keine Laterne für die Nacht suchen.
Elektrofahrzeuge haben sich in den letzten Jahren vom Nischenprodukt zur beliebten Alternative entwickelt. Auch wenn Deutschland beim Ausbau der Ladeinfrastruktur noch etwas hinterherhinkt, liegen detaillierte Pläne vor. So sollen beispielsweise bis 2023 ca. 1.000 neue Schnellladestationen mit einer Leistung von 150 KW durch staatliche Förderung entstehen. Hauptsächlich werden diese an Autobahnen und in abgelegene Regionen schnelles Laden ermöglichen. 1.000 Säulen mehr ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, wirkt aber wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. In naher Zukunft werden deutlich mehr gebraucht. Ziel soll es sein, dass der nächste Schnellladepunkt für jedes Elektrofahrzeug in wenigen Minuten erreichbar ist. Besonders Großstädte weisen einen erheblichen Nachholbedarf auf, um das zu gewährleisten.
Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat wird zudem prüfen, wie weit Gesetzesänderungen den Aufbau von Ladeinfrastruktur erleichtern und fördern können. Auch die Kommunen sollen prüfen, wie sie den Genehmigungsprozess für neue Ladeinfrastruktur beschleunigen können. Laut dem Masterplan Ladeinfrastruktur der Bundesregierung sollen in den nächsten zwei Jahren so 50.000 weitere öffentlich zugängliche Ladestationen entstehen. 15.000 zusätzliche wird die Automobilwirtschaft beisteuern. Für die Planung kommt außerdem das StandortTOOL der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur zum Einsatz. So kann der Bedarf zusätzlicher Ladepunkte an einem bestimmten Ort genau ermittelt werden.
Genau wie bei der Infrastruktur in privaten Haushalten müssen sich auch Unternehmen nach bestimmten Vorschriften für die Installation von Ladestationen auf dem Unternehmensgelände richten. Bauliche Veränderungen auf dem Betriebshof benötigen eine entsprechende Genehmigung. Das dauert und Unternehmen warten so bis zu 1,5 Jahre auf Netzertüchtigung, um den eigenen Fuhrpark oder Mitarbeiter mit Strom für ein Elektrofahrzeug zu versorgen. Wer allerdings schnell eine Lademöglichkeit benötigt, kann auf mobile Schnellladestationen von me energy zurückgreifen. Diese funktionieren komplett unabhängig vom Stromnetz und liefern dennoch Energiemengen für ganze Flotten.
Eines steht fest: E-Fahrzeuge werden die Verbrenner langfristig ablösen. Noch reicht die E-Ladeinfrastruktur in Deutschland jedoch nicht aus, um alle Stromer ausreichend zu versorgen. Um den ansteigenden Ladebedarf bis 2030 decken zu können, werden noch über 400.000 öffentliche Schnellladestationen benötigt.