Vor allem die Ladezeit ist bei der Wahl eines Elektrofahrzeuges neben dem Anschaffungspreis kaufentscheidend. Verständlich. Denn wer möchte schon lange darauf warten, dass der Akku wieder voll ist, bevor die Fahrt weitergehen kann? Die Option ein E-Auto schnell zu laden, gibt Ihnen diese Flexibilität. Aber was ist Schnellladen überhaupt?
Die meisten Elektrofahrzeuge werden an gewöhnlichen Ladestationen angeschlossen, die eine Leistung von bis zu 22 kW liefern. Durchschnittlich dauert eine vollständige Akkuladung hier vier bis sechs Stunden. Werden Elektroautos an der Haushaltssteckdose mit 2-3 kW geladen, beträgt die Wartezeit sogar zehn Stunden. Das liegt neben der geringen kW-Abgabemenge auch daran, dass diese beiden Ladelösungen Wechselstrom (AC) nutzen, der erst in Gleichstrom umgewandelt werden muss, um vom Akkus des Fahrzeugs aufgenommen und gespeichert werden zu können. Schnellladestationen wiederum verwenden Gleichstrom (DC). Das erlaubt die Abgabe von wesentlich höheren Energiemengen und verkürzt Ladezeiten auf einen Bruchteil. Die Batterien von E-Autos laden so an einer Schnellladestation in wenigen Minuten zu dem von Autoherstellern empfohlenen Akkustand von 80 Prozent.
Schnelles Laden ist nicht überall möglich, sondern nur an den dafür vorgesehenen Ladepunkten. Für die Dauer des Ladegangs ist neben der Leistung der Ladestation auch das Fahrzeugmodell relevant. Nicht alle Elektroautos verkraften solch riesige Energiemengen. Aus diesem Grund folgt die Batterie einer sogenannten Ladekurve. Das bedeutet, dass während des gesamten Ladevorgangs Auto und Ladestation miteinander kommunizieren und den Stromfluss entsprechend anpassen. Achten Sie am besten schon beim Kauf darauf, ob das Fahrzeug schnelles Laden erlaubt oder entsprechend nachgerüstet werden kann.
Grundsätzlich kann gesagt werden: Bestimmte Elektrofahrzeuge unterstützen einfach mehr Leistung als andere. Je größer die Batterie, desto schneller kann sie geladen werden. Während ein E-Kleinwagen maximal 50 kW verträgt, können bei elektrischen Lkw oder Bussen 300 kW kein Problem sein. Auch Batterietechnik und Temperatur haben Einfluss darauf, wie schnell geladen werden kann. Batteriezellen arbeiten am effektivsten bei einer Außentemperatur zwischen 20 °C und 25 °C. Bei zu niedrigen oder zu hohen Temperaturen reduziert das Batteriemanagementsystem im Fahrzeug ebenfalls die Stromzufuhr. Dadurch wird die Batterie zwar vor Überspannung geschützt, aber auch die Ladegeschwindigkeit reduziert. Darüber hinaus haben Elektrofahrzeuge während des gesamten Schnellladeprozesses aktiv die Kontrolle über den Ladevorgang. So kann jederzeit die Ladeleistung verlangsamt werden und die Batterie lebt länger.
Mit zunehmend mehr Elektrofahrzeugen auf den Straßen steigt auch der Bedarf an Ladepunkten. In einer Studie der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur wird geschätzt, dass bis zum Jahr 2030 mehr als 840.000 gewöhnliche Ladepunkte benötigt werden, um den wachsenden Ladebedarf zu decken. Wird jedoch verstärkt auf Schnellladepunkte gesetzt, bräuchte es mit 440.000 nur knapp die Hälfte. Schnellladen entspannt durch verkürzte Ladezeiten die Situation an den Ladesäulen und kann zudem den Bedarf an Ladungen langfristig decken. Laut der Bundesnetzagentur wurden bis September 2023 60.229 Normalladepunkte und 11.862 Schnellladepunkte gezählt.
Laden mit 150 kW und mehr ist ebenfalls für die Langstreckentauglichkeit von Elektrofahrzeugen entscheidend. Wenn das Nachladen zur kurzen Kaffeepause wird und keine lange Unterbrechung der Fahrt bedeutet, können auch längere Strecken in gewohnter Zeit zurückgelegt werden. Mal kurz an der Tankstelle halten und in wenigen Minuten weiterfahren können, ist aktuell allerdings nur mit Verbrennern möglich. Geht das auch bald mit Stromern? Verschiedene Unternehmen arbeiten bereits daran, Batterien für Elektrofahrzeuge auf Basis von Graphen herzustellen. Dieses Material soll es erlauben, 3-mal so viel Energie in den Batterien zu speichern und die Ladezeit nochmals zu verkürzen. Ein Aufladen in wenigen Minuten kann dann zur Realität werden.
Zahlreiche Schnellladestationen auf einmal zu bauen, wäre ein enormer Boost für die E-Mobilität in Deutschland. Das ist jedoch schwer zu realisieren – daran sind nicht nur komplizierte Förderanträge und Genehmigungsverfahren schuld. Zwar kann sich der Prozess von der Planung bis zur Inbetriebnahme über mehrere Monate ziehen, aber das größte Problem scheint im Ausbau des Stromnetzes zu liegen. Nicht überall stehen Stromanschlüsse mit genügend Leistung zur Verfügung. Vielerorts können also noch gar keine DC-Ladesäulen entstehen. Zahlen der Bundesnetzagentur zeigen, dass der Bau von Schnellladesäulen bereits im letzten Jahr stagnierte. Die stetig steigende Nachfrage nach schneller Ladeinfrastruktur zeigt, dass unser Stromnetz noch nicht bereit ist, den steigenden Strombedarf zu decken.
Elektromobilität wird auch zukünftig im Fokus stehen. Schnelles Laden erleichtert für viele den Umstieg. Moderne Batterien und effiziente Ladestationen sind dafür jedoch Grundvoraussetzung. Durch das Verkürzen von Ladezeiten, sinkt zusätzlich die Zahl benötigter Ladesäulen. Der steigende Ladebedarf kann mit nur halb so vielen Schnellladepunkten im Vergleich zu AC-Ladepunkten gedeckt werden. Wann fangen Sie an, Zeit zu sparen?