Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch, aber die Ladeinfrastruktur steht in Deutschland vor Herausforderungen, insbesondere an Orten mit begrenzter Stromnetzkapazität. Die Notwendigkeit, Elektrofahrzeuge auch an solchen Orten schnell aufladen zu können, hat zu innovativen Lösungen geführt. Traditionelle Ansätze setzen auf Batteriespeicher in Ladestationen, um die Leistung zu regulieren und Engpässe im Netz zu überbrücken. Das Brandenburger Start-up me energy hingegen hat eine Alternative entwickelt: Mobile, stromnetzunabhängige Schnellladestationen, die auf Ethanol als Energiequelle setzen.
Batteriespeicher können gut mit einer Toilettenspülung verglichen werden - sie sammeln langsam Energie, um dann bei Bedarf kurzfristig hohe Leistung abzugeben. Diese Art von Ladestation verfügt über einen Leistungspuffer in der Batterie, der es erlaubt, mehr Energie an das Fahrzeug zu liefern, als der Anschluss hergibt. Nach dem Ladevorgang wird der Speicher mit Strom aus dem Netz oder über Fotovoltaikanlagen langsam wieder aufgefüllt. Die durchschnittliche Kapazität der Batteriepuffer beträgt 60 bis 200 kWh. Das sind maximal drei bis sieben Ladevorgänge.
Die von me energy entwickelte Schnellladestation Rapid Charger 150 erzeugt mit einem Generatorenprinzip aus Bioethanol nachhaltigen Strom und das an jedem beliebigen Ort. Der Prozess ist CO2-neutral, da bei der Herstellung von Bioethanol genau so viel CO2 gespeichert wird, wie bei der Verbrennung ausgestoßen wird. Sie liefern bis zu 4.000 kWh Ladestrom für 60 bis 140 Ladevorgänge. Der entscheidende Vorteil liegt in ihrer Mobilität und Unabhängigkeit: Die Stationen können an jedem Ort aufgestellt werden und sind in nur fünf Minuten wieder mit regional bezogenem Bioethanol nachgefüllt. So entlasten diese netzunabhängigen Ladestationen nicht nur das Stromnetz, sondern können auch bei Stromausfällen lokale Netze unterstützen.
Eine zentrale Frage bei Ladestationen ist die Umweltfreundlichkeit der Energiequellen. Ladestationen mit Batteriespeicher benötigen eine beträchtliche Menge an Ressourcen und haben zudem eine begrenzte Lebensdauer. Der maßgebende Faktor für ihre Umweltfreundlichkeit ist jedoch der eingesetzte Strom. Laut Alexander Sohl, dem Mitgründer und CEO von me energy kann, nur wenn grüner Strom hineinfließt, auch grüner Strom geladen werden. In den Wintermonaten fällt außerdem ein Großteil der ökologischen Stromquellen weg, das wirkt sich umso mehr auf netzgebundene Ladestationen und eben auch auf die Batteriepuffer aus. Im Jahresdurchschnitt 2022 wurden 432 g CO₂ pro Kilowattstunde emittiert, Batteriepuffer erhöhen den Wert durch Verluste nochmals um 20 Prozent.
Stromnetzunabhängige Ladestationen hingegen bieten zu jeder Jahreszeit eine sichere Versorgung mit Grünstrom. Durch den Einsatz von Bioethanol können die CO₂-Emissionen gegenüber fossilen Kraftstoffen um über 97 Prozent und gegenüber dem Stromnetz um 95 Prozent reduziert werden. Der Strom entspricht zudem allen Vorgaben des EEG 2023 und ermöglicht auch die Teilnahme am Zertifikatehandel. Die Stromproduktion aus Ethanol ist demnach sogar umweltfreundlicher als Solarzellen. Die Verwendung von Bioethanol in Schnellladestationen bietet also eine klimaschonende Alternative.
Sowohl die Entwicklung von mobilen, stromnetzunabhängigen Schnellladestationen, als auch der Einsatz von Batteriespeichern sind wichtige Komponenten, um Stromnetze zu entlasten. Während die Fragen zur Nachhaltigkeit und Energiequelle weiterhin relevant bleiben, sind solche Innovationen ein vielversprechender Schritt in Richtung emissionsfreier E-Mobilität. Denn unabhängig von der Technologie und der Herkunft des Stroms ist vor allem wichtig, E-Fahrzeuge auch an Orten mit begrenzter Stromkapazität schnell laden zu können.