AFIR: Die größten Herausforderungen für Betreiber
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Im April 2024 treten neue Regelungen für öffentliche Schnelllader in Kraft, die Betreiber von Schnellladestationen vor neue Herausforderungen stellen. Die europäische Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) schreibt vor, dass öffentliche Schnelllader ab 50 kW mit einem Kartenleser oder einer kontaktlosen Bezahlmöglichkeit ausgestattet sein müssen. Bereits existierende Ladepunkte sollen bis 2027 nachgerüstet werden, um den Anforderungen gerecht zu werden. Welche Herausforderungen diese Änderungen sich bringen und wie sie sich auf die Preise für Endnutzer:innen auswirken könnten, erklären wir in folgendem Artikel.
Herausforderungen für Betreiber von Schnellladestationen
Eine der größten Herausforderungen für Betreiber von Schnellladestationen ist die Implementierung von Kartenzahlungsterminals in ihren Ladestationen. Denn fertige Lösungen existieren für diese Anforderungen noch nicht. Betreiber wie me energy müssen individuelle Systeme konzipieren, testen und installieren, was Zeit und Ressourcen erfordert.
Zudem erfordert die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren wie Charge Point Operatorn (CPO), E-Mobility Providern (EMP), Payment Solution Providern (PSP) und Backendanbietern eine präzise Abstimmung. Die höhere Zahl der Beteiligten kann zu erhöhten Kosten führen, die letztendlich auf Endnutzer:innen übertragen werden.
Auswirkungen auf die Preise für Endnutzer:innen
Endnutzer:innen müssen durch die Einführung von Kartenzahlung an Schnellladestationen vorerst mit höheren Kosten rechnen. Denn die Preise orientieren sich an den bereits existierenden Tarifen für das „Ad-Hoc-Laden“, also dem spontanen Laden ohne Vertrag, oder können sogar darüber liegen. Der Grund dafür sind die Hardwarekosten für das Kartenterminal und die Entwicklung und teilweise noch umständliche Zahlungsabwicklung durch eine höhere Anzahl an Beteiligten, welche auf die Kunden umgelegt wird. So verdienen bei der Kartenzahlung mindestens vier Parteien: CPO, EMP, PSP und Backendanbieter. Jeder von ihnen verlangt Transaktionsgebühren, um die eigenen Transaktionskosten abzudecken. Bei traditionellen Zahlmöglichkeiten wiederum gibt es in der Regel nur Kontaktpunkte zwischen dem Backendanbieter und dem EMP oder dem CPO.
Die bestehende Infrastruktur verschwindet allerdings nicht, sondern wird um eine neue Zahlungsmöglichkeit ergänzt. Kartenzahlung bringt die Sicherheit, überall ohne umständliche Registrierung laden zu können. Doch der Tarifdschungel wird sich dadurch nicht auflösen. Wer also bislang einen günstigen Tarif bei seinem EMP hatte, wird so auch in Zukunft günstiger laden als mit der Kartenzahlung. Die Preisunterschiede beim Ad-Hoc-Laden sind heute schon enorm im Vergleich zu Ladetarifen. Fastned, ein großer CPO aus den Niederlanden, verlangt zum Beispiel 0,69 €/kWh (Stand: 11.04.24) für Ladekunden ohne Vertrag. Wer stattdessen einen Vertrag mit der EnBW als EMP abschließt, kann an denselben Ladestationen schon ab 0,39 €/kWh (Stand: 11.04.24) laden und diese Option deutschlandweit bei mehr als 95 Prozent der öffentlichen Ladestationen ohne Registrierung nutzen.
Dies führt dazu, dass bestehende und neue E-Mobilist:innen kaum Anreize haben zu wechseln. Stattdessen suchen sie weiter den günstigsten Tarif bei einem EMP. Obwohl hier noch großer Optimierungsbedarf besteht, ist me energys CEO, Alexander Sohl, zuversichtlich, dass sich in den nächsten Jahren deutliche Vereinfachungen und somit auch Vergünstigungen ergeben werden. Zunächst muss aber ein reibungsloser Prozess zwischen den Teilnehmenden organisiert werden, damit Ladelösungen wie der Rapid Charger über ein Kartenterminal verfügen.
Technische Herausforderungen und Optimierungspotenzial
Die Umstellung auf die AFIR-Regelung wirkt sich auch auf den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur aus. Kartenzahlung ist bisher keine standardisierte Kommunikationsmethode für Ladestationen, was die Integration und Konfiguration neuer Zahlungssysteme komplex macht. Viele EMPs sind noch nicht darauf vorbereitet, eine Zahlungsmethode anzubieten, die den AFIR-Anforderungen entspricht, da es bisher keine Anforderungen an Payment Solution Provider (PSP) gibt, solche Lösungen für die Ladeinfrastruktur als standardisiert bereitzustellen. PSPs verwenden das ZVT-Kassensystemprotokoll, welches im Einzelhandel schon lange als Standard gilt. Ladestationen-Hersteller integrieren dieses Protokoll jetzt erst, um mit dem Kartenterminal kommunizieren zu können. Dies erfordert eine umfassende Konzeption und Programmierung der Schnittstellenstrecke zwischen Ladestation, Backend und Bezahlterminal.
Trotz dieser Herausforderungen sind Hersteller von Ladestationen auf einem guten Weg, Endnutzern ein nahtloses und barrierefreies Ladeerlebnis zu bieten. Schlüsselfaktoren für die Einführung der Kartenzahlung an Schnellladestationen sind also eine präzise Abstimmung der beteiligten Akteure sowie eine transparente Preisgestaltung.
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